
Nach den tödlichen Schüssen aus einer Maschinenpistole auf den 16-Jährigen Mouhamed D. in Dortmund wird gegen vier weitere Polizisten ermittelt. Dabei geht es um den Einsatz von Pfefferspray und Tasern. Das geht aus einem achtseitigen Bericht des Innenministeriums an den Landtag hervor, der unserer Redaktion vorliegt.
Zwei Tage nach dem tödlichen Polizei-Einsatz in der Nordstadt hatte der ermittelnde Staatsanwalt Carsten Dombert angekündigt, sich vorerst nicht mehr zum Fall zu äußern. Drei bis vier Wochen wollte man sich Zeit geben, um sich „ein Gesamtbild zu verschaffen“, hieß es.
Eine Person mit Reizgas und zwei mit Tasern
Dem Schreiben zufolge wird jetzt gegen den Polizisten, der mit seiner Maschinenpistole auf den 16-Jährigen geschossen hat, wegen Totschlags ermittelt. Zunächst war vom Anfangsverdacht der Körperverletzung mit Todesfolge die Rede. Das Polizeipräsidium Recklinghausen habe eine Mordkommission eingerichtet.
Die weiteren Verdachtspunkte richten sich gegen eine Beamtin, die Mouhamed D. zunächst mit Reizgas besprüht habe. Eine andere Polizistin und ein Polizist, die Elektro-Taser eingesetzt haben, würden wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt verdächtigt. Außerdem ermittle man gegen den Einsatzleiter, der „Anordnungen zum Einsatzablauf“ getroffen habe. Hier laute der Vorwurf „Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung im Amt“.
„Vermutlich suizidale Absichten“
Die Polizei war am 8. August zur Holsteiner Straße in der Nordstadt gerufen worden, weil sich der 16-jährige Senegalese Mouhamed D. „vermutlich wegen suizidaler Absichten“ ein Messer vor den Bauch halte.
Offenbar sind Reizgas und Taser eingesetzt worden, damit er das Messer fallen lasse, das er in der Hand hielt. Als dies nicht funktionierte, sei Mouhamed D. offenbar mit dem Messer auf Polizisten zugelaufen und wurde dann von den Kugeln getroffen.
Minister Reul hatte zuvor geäußert, keine Informationen ohne Freigabe durch die Staatsanwaltschaft veröffentlichen zu wollen. Am Donnerstagmittag habe er die übermittelten Informationen dann vom Justizministerium bekommen.
Die Dortmunder Polizei teilte am Donnerstagabend mit: „Ein Beamter wurde vorläufig vom Dienst suspendiert. Vier weitere Polizeivollzugsbeamte/-innen sind in andere Tätigkeitsbereiche des Polizeipräsidiums Dortmund umgesetzt worden.“ Gleichzeitig wird betont, es handele sich um vorläufige Maßnahmen. Es dürfe keine Vorverurteilung stattfinden.