Neuer Missbrauchsfall im Bistum Münster Gab es mehr als ein minderjähriges Opfer?

Kreuz in einer Kirche
Ein neuer, jetzt bekannt gewordener Missbrauchsfall im Kreis Borken erschüttert das Bistum Münster. Der mutmaßliche Täter lebt nicht mehr (Symbolbild). © dpa
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In der katholischen Propsteigemeinde St. Remigius soll der Priester H. K. Anfang der 1990-er Jahren eine damals noch minderjährige Person mehrfach sexuell missbraucht haben. Dies hat das Bistum Münster am Samstagabend (14.10.) mitgeteilt. Der Vorwurf sei schon vor einem halben Jahr mitgeteilt worden.

„Der beschuldigte Priester war von 1977 bis zu seiner Emeritierung 1989 in Borken in der Pfarrei tätig und hat dort bis zu seinem Tod im Jahr 2008 gelebt.“

Über diesen Sachverhalt hat der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, die Mitglieder des Seelsorgeteams und der Gremien in dieser Woche unterrichtet, heißt es in der Mitteilung weiter. Darüber hinaus seien dem Bistum keine weiteren Vorwürfe gegen den Priester bekannt. „Leider können wir einen von der betroffenen Person benannten Zeugen nicht mehr befragen“, stellt Frings fest. „Denn dieser ist verstorben.“ Die Vorwürfe sind aber nach Einschätzung von Frings plausibel.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorwurfs hatte Frings Propst Christoph Rensing über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt, teilte das Bistum mit. Die heutigen Verantwortlichen in Kamp-Lintfort und Lüdinghausen, wo der Priester in den 1960-er Jahren als Kaplan im Einsatz war, wurden ebenso informiert wie die Leitungen der Verbände, in denen er Funktionen wahrgenommen hatte, so das Bistum. „Dass der Sachverhalt jetzt öffentlich gemacht wurde, war auch mit der anwaltlichen Vertretung der betroffenen Person kommuniziert worden.“

Schmerzensgeld gefordert

Die nun betroffene Person hat einen Antrag auf Leistungen in Anerkennung des Leids gestellt und eine Schmerzensgeldforderung gegenüber dem Bistum im mittleren fünfstelligen Bereich geltend gemacht. Über den Antrag sei bisher nicht entschieden worden, so das Bistum. „Die Schmerzensgeldforderung wird das Bistum außerhalb des Anerkennungsverfahrens nicht erfüllen.“

Frings weist in diesem Zusammenhang zudem darauf hin, dass seit Juli 2023 gegen einen Priester mit gleichem Nachnamen ein anderer Missbrauchsvorwurf beim Bistum bekannt ist. Allerdings sei dabei von einer nicht betroffenen Person, die diese Meldung gemacht hat, ein Einsatzort benannt worden, an dem die beschuldigte Person nach Recherchen des Bistums nie im Einsatz gewesen ist.

Pfarrei macht Gesprächsangebote

Einer Bitte um Überlassung möglicher weiterführender Hinweise oder Unterlagen kam die meldende Person nicht nach. „Solange keine weiteren Hinweise vorliegen, ist die Richtigkeit dieser Information nicht belegt, zumal sie nicht von einer persönlich betroffenen Person stammt.“

Die Propsteigemeinde St. Remigius macht Menschen, die über das Thema sprechen möchten, Gesprächsangebote. Am Montag und Dienstag, 16. und 17. Oktober, stehen jeweils von 19 bis 21 Uhr im Kapitelshaus, Remigiusstraße 18, in Borken Mitglieder des Seelsorgeteams als Gesprächspartner zur Verfügung.

Im Frühjahr war bekannt geworden, dass es in den 1960er-Jahr auch Missbrauchsfälle in der Pfarrei St. Heinrich in Reken gab. Als Täter wurde der damals in der Pfarrei tätige Mariannhiller Pater P.S. genannt. Er lebt ebenfalls nicht mehr.

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