
Ich bin ein Duscher. Nicht unbedingt ein Warmduscher, aber eindeutig „Team Dusche“. Ein guter Freund von mir gehört dagegen eindeutig zum „Team Bader“. Vollbader, um genau zu sein. Für ihn ist es eine regelmäßige Wonne, sich in die Wanne zu legen, zu lesen, Musik zu hören, nach und nach heißes Wasser nachlaufen zu lassen.
Ich dagegen liebe die schnelle Duscheinheit. Raus aus den Klamotten, unter die Dusche, kurz shampoonieren und einseifen, abduschen und raus. Das ist herrlich erfrischend, spart Zeit und Wasser. Und ich fühle mich anschließend herrlich erfrischt, bereit für neue Aufgaben.
Nach einem Wannenbad, das ich mir nur dann gönne, wenn der Rücken mal zwickt, fühle ich mich dagegen zumeist völlig aufgeweicht und so schläfrig, dass ich eigentlich nahtlos in die nächste waagerechte Haltung aufs Sofa oder ins Bett wechseln könnte. Erholende oder vitalisierende Wirkung kann ich bei mir nicht feststellen.

Also lasse ich es mit dem Wannenbad bis auf die wenigen Ausnahmen für den Rücken oder wenn mich im Winter eine fette Erkältung gepackt hat. Dann geht es aber nach dem Bad tatsächlich ins Bett, um die fiesen Viren weiter auszuschwitzen. Niemals würde ich das im Sommer tun.
Als Kind war das anders. Da war das wöchentliche Bad immer samstags am Nachmittag Pflicht und Wonne zugleich. Zumal es in unserer Wohnung auch noch gar keine extra Duschkabine gab. Da fand ich es aber auch noch toll, im Wasser Tauchversuche zu unternehmen, übte, möglichst lange die Luft anzuhalten oder mit dem reichlich produzierten Schaum wilde Gebirge von möglichst großer Höhe zu bauen.
Anschließend ging es in den Bademantel und aufs Sofa im Wohnzimmer, um mit meinem Vater Sportschau zu gucken. Zuvor hatte ich in der Wanne schon im Transisterradio „Sport und Musik“ mit Kurt Brumme und der Bundesliga-Konferenz gehört. Da war die Badewanne noch ein Ort, der zu mir gehörte.
Geringerer Wasser-Verbrauch
Heute ist das anders. In fünf Minuten unter der Dusche verbrauche ich erstens gerade einmal rund 50 bis 60 Liter Wasser gegenüber den 150 oder gar 200 Litern, die eine schön gefüllte Wanne fasst. Und auch der Energieaufwand zur Erhitzung des Wassers ist natürlich weitaus geringer beim Duschen als beim Baden. Wenn man es mit dem Duschen nicht übertreibt.
Wenn ich in trübe Laune kommen wollte, würde ich das tägliche Duschen meiner drei Söhne mit dem einen wöchentlichen Wannenbad meiner Kindheit vergleichen, als zum Teil noch mein älterer Bruder nach mir in das Badewasser stieg (der mit der Fußball-Bundesliga niemals etwas am Hut hatte und so auch während der Sportschau baden konnte).
Zum Glück für mich sind meine Söhne aber längst erwachsen und ausgezogen, müssen ihr Duschvergnügen also längst auf eigene Wasser- und Gasrechnung finanzieren. Und ich habe zugleich den Vorteil, nie mehr in ein komplett unter Dampf stehendes Badezimmer kommen zu müssen oder nach dreckintensiver Gartenarbeit vor verschlossener Badezimmertür zu stehen.
Die kleinen Freuden sind es doch, die das Leben ausmachen.
Mehr „Wohn(t)räume“
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.