Unternehmen sind auf mehr Homeoffice vorbereitet – die Stadtverwaltung nicht
Die Formulierung im Einigungspapier von Bund und Ländern zum verlängerten Lockdown ist eindeutig: Unter Punkt acht heißt es, dass der Bundesarbeitsminister eine Verordnung erlässt, dass der Arbeitgeber „den Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen muss, sofern es die Tätigkeiten zulassen“. Der Arbeitgeber soll es seinen Beschäftigten anbieten, wenn es vom betrieblichen Ablauf möglich ist, heißt es mittlerweile konkreter. Die Verordnung soll bis zum 1. März befristet sein.
Stadt ist erst Mitte des Jahres für Homeoffice bereit
Das ist für die meisten größeren Arbeitgeber offenbar kein Problem, wie eine stichprobenartige Befragung nahe legt – bis auf einen: Bürgermeister Bernd Schäfer (SPD) geht davon aus, dass er erst „Ende des zweiten Quartals“ einen größeren Teil der Stadtverwaltung ins Homeoffice schicken kann – also im Frühsommer, wenn die Verordnung – Stand jetzt – schon gar nicht mehr gilt.
Zunächst will die Stadt ohnehin erst einmal abwarten, bis die entsprechende Verordnung des Landes NRW vorliegt. „Dann werden wir uns entsprechend verhalten“, sagte Schäfer.
Viele Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, wird aber wohl nicht möglich sein – vor allem, weil der Stadt die technische Ausstattung fehlt. Es gibt zum Beispiel keine oder zumindest zu wenig Laptops, auf denen die Programme installiert sind, die städtische Mitarbeiter für ihre Arbeit benötigen. Die technischen Voraussetzungen seien wahrscheinlich erst in einigen Monaten geschaffen, sagte der Bürgermeister.
Schichtarbeit statt Homeoffice im Rathaus
Die Stadtverwaltung überlegt deshalb andere Maßnahmen, um die Kontakte zwischen den städtischen Mitarbeitern zu reduzieren. Es könne zum Beispiel wieder Schichtarbeit eingeführt werden, damit nicht so viele Mitarbeiter gleichzeitig im Rathaus sind, sagte Schäfer. Er verweist außerdem auf das Hygienekonzept, das die Stadt schon seit dem vergangenen März hat. „Vielleicht hatten wir auch etwas Glück – aber bisher hat es funktioniert“, meint der Bürgermeister.
Sparkasse schickt viele Mitarbeiter zum Arbeiten nach Hause
Auf der anderen Seite des Rathausplatzes ist das völlig anders Dort hat die Sparkasse Bergkamen-Bönen ihren Hauptsitz. Die Sparkasse habe ihre Mitarbeiter schon zu einem großen Teil ins Homeoffice geschickt, sagte Sprecher Michael Krause. Das gilt für alle Abteilungen, die keinen Publikumsverkehr haben. Auch der telefonische Kundenservice könne zu Hause arbeiten. Bei den Kundenberatern arbeitet die Sparkasse an einer Lösung, dass sie Beratungsgespräche auch online per Videochat führen können.
Nur die Mitarbeiter an den Kundenschaltern müssten dann noch unbedingt vor Ort sein – und dort will die Sparkasse Kontakte ebenfalls möglichst reduzieren, zum Beispiel durch das telefonische Kunden-Service-Center.
Bei Bayer müssen viele im Werk arbeiten, weil es nicht anders geht
Bei Bergkamens größtem Arbeitgeber, dem Bayer-Werk, ist es dagegen schwierig, die Mehrheit der Beschäftigten ins Homeoffice zu schicken. Das gehe nur bei etwa 400 der insgesamt rund 1800 Beschäftigten im Bayer-Werk. Die Pharma-Produktion, die Qualitätskontrolle im Labor oder die Aufgaben der Werkfeuerwehr ließen sich nur erledigen, wenn die Beschäftigten im Werk sind, sagte Pressesprecher Martin Pape.
Alle, bei denen es geht, sollen jedoch zu Hause arbeiten. „Wir berücksichtigen sogar, wenn die Arbeitsleistung aufgrund der häuslichen Situation leidet“, versicherte Pape. Wenn jemand nicht die ganze Zeit zur Verfügung stehe, weil er Kinder beaufsichtigen oder Angehörige pflegen müsse, sei das in Ordnung.
Für die Mehrheit, die im Werk arbeiten muss, gebe es ein ausgeklügeltes Hygienekonzept – einschließlich kostenloser FFP2-Masken. Das Konzept sei bisher erfolgreich. „Wir hatten noch keinen Fall, bei dem sich ein Mitarbeiter bei der Arbeit infiziert hat“, sagte Pape.
Auch bei der Herbert Heldt KG im Logistikpark sind schon dutzende Mitarbeiter im mobilen Arbeiten – auch wenn das nicht bei allen mit einem Büroarbeitsplatz gehe, wie Geschäftsführer Roland Klein sagte. Wegen der Betriebsabläufe müssten Vertriebsmitarbeiter auch ins Büro kommen.