
Das Haus von Oliver Fliegner sieht immer noch trostlos aus. Das gesamte Gebäude oberhalb des Erdgeschosses ist abgerissen. Das, was vom Haus übrig geblieben ist, sichert eine schwarze Plane vor Regen. An der Haustür klebt noch das mittlerweile eingerissene Siegel der Polizei. Hoffnung, dass aus der Ruine wieder ein bewohnbares Haus wird, macht nur ein blauer Elektrokasten für die provisorische Stromzufuhr, eine Palette mit Estrich neben dem Haus und ein Futter- und Wassernapf vor der Garage.
Die Garage ist der einzige Gebäudeteil, der den verheerenden Brand am Abend des zweiten Weihnachtags vor einem Jahr in dem Haus am Westenhellweg in Heil unbeschadet überstanden hat. Besitzer Oliver Fliegner, seine Frau Petra Stange, der damals 20 Jahre alte Sohn Tim und Fliegners Mutter konnten sich damals nur unter dramatischen Umständen aus dem brennenden Haus retten. Dabei verloren sie praktisch ihr gesamtes Hab und Gut. Sogar den Hund konnten sie nicht mehr retten. Die Feuerwehr barg ihn nur noch tot aus der Ruine.

Vor einem Jahr war Oliver Fliegner noch voller Zuversicht, dass er das nächste Weihnachtsfest wieder mit seiner Familie im wiederaufgebauten Haus in Heil feiern kann – zumal die Familie auf die Hilfe von Vereinen und Freunden aus Heil und Oberaden zählen konnte. Allein der Schalke-Fanclub „Königsbau Oberaden 2000“, bei dem Fliegner Kassierer ist, sammelte rund 28.500 Euro Spenden als Unterstützung.
Trotzdem ist außer dem Abriss der oberen, ausgebrannten Geschosse und der Sicherung der Brandruine nicht viel geschehen an dem Haus. Oliver Fliegner, seine Frau und sein Sohn leben immer noch in einer Wohnung in Selm, die ihm einer seiner besten Freunde zur Verfügung gestellt hat. Der Heiler pendelt von dort immer noch zu seinem Arbeitsplatz bei einer Metallbaufirma in Heil, die er früher zur Not zu Fuß in wenigen Minuten erreichen konnte.

Der Weg, bis ein abgebranntes Haus wieder aufgebaut werden kann, erwies sich als wesentlich länger als gedacht. Der Brandsachverständige der Polizei hatte zwar schon Mitte Januar seine Arbeit abgeschlossen. Er konnte keine Ursache für den Brand am zweiten Weihnachtstag ermitteln. Der Sachverständige der Versicherung benötigte wesentlich mehr Zeit. „Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis das Gutachten vorlag“, sagt Fliegner. Erst danach konnte er sich mit einem Architekten daranmachen, den Wiederaufbau zu planen.
Auch das ist nicht ganz einfach: Das Haus, das Fliegners Großeltern Mitte der 50er Jahre bauten, befindet sich im Außenbereich und in einem Landschaftsschutzgebiet. Das sorgt für zusätzlichen Aufwand bei der Planung.

Ganz so, wie es war, soll das Haus auch nicht mehr aufgebaut werden. Fliegners Mutter, die jetzt in einer Einliegerwohnung bei einem Neffen in Methler lebt, soll wieder ins Erdgeschoss einziehen. Der Wohnraum für die Familie ihres Sohnes ist ausschließlich im Obergeschoss geplant – und zwar im Holzrahmenbau, damit es schneller geht. „Der Dachboden soll nicht mehr ausgebaut werden“, sagt Oliver Fliegner. Im Dachboden hatte sein Sohn gelebt. Er hatte sich aus dem Giebelfenster nur mit Hilfe eines Feuerwehrmanns, der zufällig vorbeigekommen war, in letzter Sekunde vor den Flammen retten können.
Mittlerweile ist der Bauantrag für den Wiederaufbau bei der Stadt Bergkamen gestellt. Die hat auch schon Unterlagen nachgefordert. Jetzt wartet die Familie nur noch auf die Genehmigung – dann soll der Wiederaufbau sofort beginnen.

Die Angebote von den Handwerkern sind eingeholt. Genügend Helfer hat die Familie auch – zum Beispiel vom Schalke-Fanclub und von den alten Herren des SuS Oberaden. „Die stehen schon alle in den Startlöchern“, sagt der 54-Jährige. Falls die Stadt Bergkamen sich nicht mehr allzu viel Zeit mit der Baugenehmigung lässt, hofft er, dass die Familie in September wieder einziehen kann. „Spätestens Weihnachten wollen wir wieder drin sein“, sagt Fliegner – zwei Jahre, nachdem das Haus abgebrannt ist.

Dann wird wahrscheinlich auch Kater Michel wieder zurückkommen. Für ihn stehen die Näpfe vor der Garage. Michel ist vorübergehend bei den unmittelbaren Nachbarn untergekommen, die auch Pakete und Post annehmen, die noch in Heil ankommen. Wenn er zum Haus kommt, dann kommt auch der Kater, berichtet Oliver Fliegner. „Der muss nur das Auto hören, dann ist er da.“