Katalysator-Diebstähle in Serie Angeklagter (36) schweigt beim Prozessauftakt

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Zwei Finger zeigen, wo der Katalysator an einem Auto fehlt.
Eine Bande soll in ganz Deutschland Katalysatoren von Autos gestohlen haben. Einer der mutmaßlichen Täter muss sich jetzt dafür verantworten. © Stefan Milk (Archiv)
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Auf dem Weg zum Wertstoffhof kam ein 27-jähriger Bergkamener am 14. Oktober 2021 an einem Parkplatz vorbei, auf dem sein Nachbar üblicherweise seinen Mercedes abstellte, um in sein Firmenfahrzeug zu wechseln. Er sah, dass der Mercedes plötzlich aufgebockt war und zwei Männer daran arbeiteten.

Das kam ihm so verdächtig vor, dass er die Ehefrau des Nachbarn anrief und fragte, ob das denn so sein sollte. Dem war nicht so. Er informierte die Polizei, gab das Kennzeichen des Täterwagens durch und beobachtete dann, dass die Fremden verschwanden. Das teilte er den Beamten auch mit, die daraufhin im Umfeld Streife fahren wollten.

Er selbst setzte seinen Weg fort – nicht ahnend, dass das Duo zurückkehren und sein Werk vollenden würde. In dem Moment erschien die Frau des Autobesitzers. Sie sah, dass die Männer wieder auftauchten, sich ein paar Mal bückten und dann wegfuhren. Erst später stellte sich heraus, dass der Katalysator fehlte. Folge: rund 700 Euro Schaden und eine Woche Werkstatt. „Das war schon sehr ärgerlich“, erinnerte sich die 66-Jährige aus Bergkamen nun im Zeugenstand vor dem Schöffengericht in Unna.

Zehn weitere Fälle Richtung Norddeutschland

Nach dem gleichen Schema soll die Gruppe danach in zehn weiteren Fällen zur Tat geschritten sein. Wobei sich das Geschehen nach Norddeutschland verlagerte und es im letzten Fall bei einem Versuch blieb.

Für die Betroffenen, die ihre Autos arglos auf Parkplätzen abstellten, bedeutete das stets eine böse Überraschung, die sich ihnen erst offenbarte, wenn sie den Zündschlüssel drehten. Die Geräusche, die sie dann zu hören bekamen, mündeten meistens in einem Werkstattbesuch und waren mit zum Teil massiven Kosten verbunden.

Ein Betroffener, Besitzer eines betagten Opel Zafira, brachte es im Zeugenstand trocken auf den Punkt: „Der Wagen hörte sich an wie ein Ferrari.“ Eine junge Frau indes wurde erst von einem Kfz-Fachmann aufgefordert, die Polizei zu rufen: „Ihr Katalysator wurde geklaut.“

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So schaut ein nachgerüsteter SCR-Katalysator am Unterboden eines Opel Astra aus. © picture alliance/dpa

Innerhalb von nicht einmal zwei Monaten Ende 2021 sorgten die Täter also für viel Ärger. Einer von ihnen soll der 36-jährige Bulgare sein, der sich seit dieser Woche vor dem Richter in Unna verantworten muss. Da ein erster Prozessanlauf im Dezember scheiterte, steht er nun erneut vor dem Schöffengericht in Unna. Der Mann, der in U-Haft sitzt, schweigt beharrlich. Unter anderem deshalb sind drei Verhandlungstage geplant – mit zahllosen Betroffenen, Zeugen und Polizeibeamten aus ganz Deutschland. Es geht um Beobachtungen, Schäden, Ermittlungsergebnisse und, in erster Linie, um die Frage, ob der Mann auf der Anklagebank ein Bandenmitglied ist.