Eigentlich hat die Bergkamenerin es eilig. Sie hat eben ihr Kind zur Schule in Oberaden gebracht, jetzt ist sie unterwegs zur Arbeit. An diesem Morgen muss sie sich aber zwangsweise Zeit nehmen: Bezirksbeamtin Beate Kohlhas winkt sie heraus, weil sie die Hubert-Biernat-Straße vom Gymnasium in Richtung Gedächtnisstraße genommen hat.

Bezirksbeamtin Beate Kohlhas kontrolliert einen Autofahrer, der durch die Hubert-Biernat-Straße am Städtischen Gymnasium gefahren ist. Das Straßenstück ist Fahrradstraße und darf nur von Anliegern genutzt werden. © Michael Dörlemann
Nur Anlieger dürfen mit dem Auto auf die Fahrradstraße
Der Straßenabschnitt, die einzige Zufahrt zum Städtischen Gymnasium, ist schon seit mehr als einem Jahr eine Fahrradstraße, auf die nur Anlieger mit dem Auto fahren dürfen. Es nutzt der Autofahrerin nichts, dass sie argumentiert, der Weg durch die Hubert-Biernat-Straße sei viel schneller als die umständliche Umfahrung: 15 Euro Verwarnungsgeld sind fällig und ein deutlicher Zeitverzug. Ihre Papiere überprüft die Polizei auch noch – und das dauert einige Zeit.
14 Beamte bei der Aktion im Einsatz
Die Kontrollaktion ist Teil des gemeinsamen Schwerpunkteinsatzes von Bezirks- und Verkehrsdienst „Sicherer Schulweg“ in der Umgebung des Gymnasiums. Insgesamt 14 Beamte sind eingesetzt.
Polizeihauptkommissar Michael Jahn und sein Kollege Hauptkommissar Christoph Bürgerhoff vom Verkehrsdienst der Kreispolizei in Unna kümmern sich währendessen um die Schüler, die mit dem Rad oder dem Roller zur Schule kommen.
Jahn hat bei anderen Kontrollen dieser Art schlechte Erfahrungen gemacht: Viele Schüler sind auch in der dunklen Jahreszeit ohne Licht unterwegs – und oft auch in dunkler Kleidung, ohne Leuchtweste. „Lebensgefährlich“, urteilt Jahn, dessen Kleidung den Schülern als Vorbild dienen kann. Er trägt über der Polizeiuniform eine knallgelbe Leuchtweste und auf dem Kopf einen reflektierenden Fahrradhelm.
Ermahnungen und Briefe an die Eltern
Auch vor dem Gymnasium haben die Beamten oft Anlass einzugreifen. Einige Schüler kommen ohne Licht. Manchmal leuchtet das Licht vorne nicht, bei noch mehr Rädern ist das Rücklicht defekt. Manche Schüler haben nur vergessen, das Licht einzuschalten und manche haben erst gar keine Lampe am Rad.
Diejenigen, die sich kleinlaut und einsichtig zeigen, kommen mit einer Ermahnung davon. „Lass das in Ordnung bringen“, ermahnt Bürgerhoff einen Schüler und droht: „Wir kommen wieder und kontrollieren.“
Schüler, die besonders auffallen, müssen damit rechnen, dass ihre Eltern einen Brief von der Polizei bekommen – zum Beispiel einer, der findet, die Polizei solle sich nicht so anstellen, nur weil sein Fahrrad vorne keine Beleuchtung hat. Er muss seine Personalien und seine Adresse angeben.

Bei der Radarkontrolle auf der Erich-Ollenhauer-Straße fallen nicht allzu viele Autofahrer wegen Verstößen gegen das Tempolimit von 50 km/h auf. Der "Spitzenreiter" war mit 76 km/h unterwegs. © Michael Dörlemann
Geschwindigkeitskontrolle auf der Erich-Ollenhauer-Straße
Die dritte Station der Kontrollaktion befindet sich ein Stück von der Schule entfernt an der Erich-Ollenhauer-Straße, die Schüler als Schulweg nutzen. Viele Autofahrer halten sich nicht an Tempo 50, das auf der Straße hinter dem Ortsschild gilt.
Eine Radarmessung steht am Schwanenweiher. Die Polizei winkt Temposünder auf den Hof des ehemaligen Autohauses Waldeck. Sonja Wundrock, die Leiterin der Bergkamemer Wache, ist einigermaßen zufrieden. „Wir haben keine allzu schweren Tempoverstöße festgestellt“, sagt sie.
Trotzdem war der traurige Spitzenreiter mit 76 statt 50 Kilometern pro Stunde unterwegs.
Insgesamt verhängten die Beamten an diesem Freitagmorgen 41 Verwarnungsgelder. Drei Eltern von Schülern bekommen einen Elternbrief.
Geboren 1960 im Münsterland. Nach dem Raumplanungsstudium gleich in den Journalismus. Mag Laufen, Lesen, Fußball und den BVB ganz besonders. An den Bergkamenern liebt er ihre Offenheit. Die Stadt ist spannend, weil sie sich im Strukturwandel ganz neu erfinden muss und sich viel mehr ändert als in anderen Städten.
