Nach dem Hitze-Sommer ist Futter für Zirkus-Tiere knapp
Zirkus
Das wirtschaftliche Überleben ist für einen kleinen Familien-Zirkus nie leicht. In diesem Herbst hat die Familie Trumpf, aktuell in Ergste zu Gast, aber noch größere Sorgen als sonst.

Vier Alpakas reisen mit dem Circus Trumpf und auf ihrem Speiseplan steht auch Heu. Aktuell ist es schwierig genug aufzutreiben, so Nancy Trumpf. © Jessica Will
Zwei große Rundballen Heu – sie verschaffen der Zirkusfamilie Trumpf zumindest ein paar Tage Zeit, bevor sie sich erneut Sorgen darum machen muss, genug Futter für ihre Tiere auftreiben zu können. „Gott sei Dank“, sagt Nancy Trumpf, hatte Landwirt Dieter Partmann die beiden Ballen übrig und überließ sie dem kleinen Zirkus, der auf einer Wiese hinter dem Elsebad gastiert.
„Die Landwirte haben es selbst schwer“
Bei ihm hatte die Familie Mitte der Woche geklingelt und gefragt, ob er Futter übrig habe. So geht die Familie grundsätzlich immer vor, beschreibt Nancy Trumpf, die in der Manege als Luft-Artistin auftritt. Wenn die Familie ihre Zelte in einer Stadt aufschlägt, klappert sie die Landwirte ab, fragt nach Heu für die fünf Ponys, die vier Alpakas, die zwei Ziegen und den Riesen-Esel, die in der Show auftreten.
So auch in dieser Saison – allerdings kassieren die Artisten dabei aktuell ständig Absagen. „Nach dem heißen Sommer mit der schlechten Ernte haben die Landwirte es selbst schwer“, sagt die 21-Jährige. Und wenn jemand bereit sei, Heu zu verkaufen, seien die Preise extrem hoch.
100 Euro pro Ballen
„Manche wollten 100 Euro pro Ballen haben. Das ist für uns viel zu viel, wir müssen ja auch irgendwie überleben“, sagt Nacy Trumpf. Neben ihr gehören noch 17 weitere Familienmitglieder zu der Zirkus-Truppe. Wie gravierend die Preise angestiegen sind, macht ein Vergleich zu guten Erntejahren deutlich: „Da kommt es vor, dass wir Heuballen geschenkt bekommen.“
Glück hatte die Familie mit ihrer Anfrage bei Dieter Partmann. Der Landwirt gibt seine Milchviehhaltung auf seinem Hof zwischen Schwerte und Holzwickede zum Winter hin auf – „daher konnte ich von meinem Heu etwas abgeben“, sagt der 55-Jährige. Er hat ein Herz für die Zirkus-Leute und hofft, dass andere seinem Beispiel folgen. „Denen muss man doch helfen.“
Klingeln an der Haustür
Mit der Hoffnung auf finanzielle Unterstützung durch kleine Geldspende haben Nancy Trumpf und ihre Familie auch schon an einigen Haustüren in Schwerte geklingelt. „Manche Leute verstehen uns und spenden etwas. Andere nicht, die haben dann irgendwelche Skandalbilder von den schwarzen Schafen der Branche im Kopf und scheren alle über einen Kamm“, sagt sie und betont: „Wir hatten noch nie Probleme mit den Ämtern, hinterlassen die Plätze sauber.“
Der Mut hat die Familie, die nach dem Gastspiel in Schwerte in ihre Winterquartier in der Nähe von Siegen reist, aber noch nicht verlassen – und so gehen die Artisten auch bei den Vorstellungen am Samstag und Sonntag mit dem Hut rum.