Gleich an zwei Tagen können Besucher am Wochenende in die urgemütliche Welt der Hütten im Spieldorf Argeste eintauchen. Verkaufsstände werben mit Holzschnitzereien, Schmuck, Büchern, Deko oder Punsch und gebrannten Mandeln. Bei Live-Musik und vorweihnachtlicher Stimmung können Weihnachtsgeschenke erworben werden.
Kinder lernen altes Handwerk kennen
Hämmern, Schleifen, Pfeilen, Schlagen: In Olaf Fabian-Knöpges Werkstatt ist jedes Kind seines Messers Schmied. „Ich möchte Geschichte für die Kinder lebendig machen, indem sie diese selbst erleben“, erklärt der Museumspädagoge in seiner historischen Tracht. Er möchte bei den Kindern das Interesse für das alte Handwerk wecken und deswegen können bei ihm auch die ganz Kleinen ihr eigenes Werkzeug herstellen. Oskar ist sieben Jahre alt und schmiedet sich zum ersten Mal ein Messer. „Ist das schon scharf?“, fragt er wiederholt den erfahrenen Schmied. „Nein“. Das Verhältnis von Schmieden und Schleifen ist ungefähr 1:4, erklärt Knöpges, und so muss Oskar noch lange sein Messer bearbeiten.
Zwillingsschwester Mie stellt sich gerade einer anderen Herausforderung: Sie soll bis zehn zählen und dann ihr gerade noch glühendes Eisen aus dem Wasser holen. Eine ganz schön große Mutprobe für die Kinder. Knöpges erklärt: „Die Kinder wachsen an sich selbst – sie müssen sich auch einer Herausforderung stellen“. Mie zählt etwas länger als bis zehn, aber traut sich dann doch, das Messer aus dem Eimer zu holen. Und ihr Bruder Oskar schleift immer noch fleißig weiter: „Und ich freue mich schon auf das fertige Messer“, sagt er grinsend.
Nonnenfürze und selbstgemachter Punsch
Einen Stand weiter gibt es Geschichte zum Essen: Klein, rund, luftig und fettig sind die Nonnenfürze, die als historischer Vorläufer unserer Quarkbällchen verkauft werden. „Am besten isst man die mit Zimt und Zucker“, erklärt Antonia Knöpges, die gerade noch durch den selbstgekochten Gewürzpunsch über der offenen Feuersteller gerührt hat. Nach traditionellem Rezept bereitet sie die beiden Spezialitäten zum Verkaufen vor. Von draußen dringt Akustikmusik von der Bühne in die urige Kochhütte. Auf der Bühne ist eine bunte Mischung vertreten: die Ergster Kirchenband, die Schwerter Operettenbühne und die Pop-Coverband „The Racoon“, die mit stimmungsvollen Balladen überzeugt.
Schnitzereien mit Herzblut
Rick Mika ist zum ersten Mal mit seinem Stand auf dem Nikolausmarkt. Er verkauft mit „Mickys Designschmiede“ individuelle Holzschnitzereien, Deko und Schmuck. Der Kleinunternehmer bearbeitet mit viel Herzblut seine Kreationen, er achtet auf nachhaltige Produkte aus der Umgebung. Deswegen bekommt jeder Kunde beim Kauf ein Echtheitszertifikat für seine Handarbeit und eine Qualitätsgarantie. Mikas Resonanz bisher: „Es könnte besser sein. Die Leute finden die Arbeit toll, aber die Preise zu hoch“. Dabei zeigt der Handwerker auf eine bearbeitete Wurzel. „Da habe ich 16 Stunden Arbeit reingesteckt“. Verkaufen muss er die geschliffene und polierte Wurzel für lediglich 40 Euro.
Das reicht nicht, um von seinem Hobby zu leben. „Ich will nicht reich werden mit meiner Arbeit, sondern nur Spaß haben“, erklärt der gebürtige Schwerter etwas frustriert. Und Freude an seinen Produkten haben die Kunden, die am ersten Tag des Nikolausmarktes seine Kreationen erworben haben. Denn Rick Mika schafft es mit individuellem Hölzern oder Korken mit Einzigartigkeit zu überzeugen.
Charlotte Jacobsohn, Jahrgang 1998, kam 2013 zum Journalismus. Nach ersten Praktika beim WDR und der WZ schreibt sie heute neben dem Journalistik-Studium an der TU Dortmund für Schwerte und das Ruhrgebiet. Am liebsten über Reisen, Kunst und Kultur oder das Stadtleben, immer auf der Suche nach den großen und kleinen Themen in der Umgebung.
